Kleine Zeitfenster - große Fische

Regen, Wind und Kälte…Blätter die sich im Wind drehen und über die Straße gefegt werden. Beim Blick aus meinem Bürofenster stelle ich mir ernsthaft die Frage „willst du tatsächlich eine Nacht ans Wasser bei diesem Sauwetter?“ Mein Dienstende ist an diesem Tag um 18 Uhr, da ich allerdings einmal im Monat auch Samstag arbeiten muss, und dieser eine Samstag auch noch der darauffolgende Tag ist, würde mir ein Zeitfenster von gerade mal 10 Stunden am Gewässer bleiben. Nicht gerade viel und vor Allem bei den aktuellen Witterungsverhältnissen wahrlich kein Zuckerschlecken im Regen auf- und abbauen zu müssen.

 

Doch um ehrlich zu sein, dauerte die Überlegung nicht lange und meine Vorfreude auf ein paar entspannte Stunden am Wasser, wo die Regentropfen auf meinen Bus trommeln und die Heatbox leise vor sich hin faucht, waren größer als der Umstand, dass diese Kurzsession mit viel Aufwand verbunden sein würde. Für mich ist es gerade bei solchen Sessions absolut wichtig, es sich dennoch so angenehm wie möglich zu machen. Neben meiner Heatbox steht da ein gutes Gericht an oberster Stelle – diesmal Garnelen in der Pfanne….natürlich ein dreiviertel Kilo – dazu etwas Antipasti…so stehe ich an meinem Bully, mache meinen Kocher an und vergesse dabei fast, dass ich nach dem Aufbau schon nass bis auf die Unterhose bin.

 

Da ich den Platz nicht kenne und diesen zum ersten Mal befische, habe ich meinen Spot – ziemlich altmodisch – durch ein paar Würfe mit einem Blei „abgeklopft“. Große Areale an diesem Platz sind durchzogen von einer relativ weichen Sedimentschicht – doch nach gefühlten 20 Würfen konnte ich endlich einen recht harten Fleck ausmachen. Damit war klar wo eine Rute hinkommt – nämlich in den „Übergang“ von hartem zu schlammigen Boden. Die Montage wird somit sauber präsentiert und in der Schlammschicht finden die Karpfen Nahrung. Die andere Rute konnte ich auf einen kiesigen Bereich ablegen…das ganze sogar in Wurfschaufeldistanz. Perfekt um meine 30mm selbstgerollten Leberboilies punktgenau füttern zu können. Neben zwei unterschiedlichen Plätzen fische ich auch dieses mal eine Rute mit Snowman – bestehend eben aus diesen 30mm Boilies plus 20mm Pop Up, und die andere Rute mit einem 24mm Boilie, welchen ich mit einem zähen Leberteig ummantelt habe. Diese Paste ist Attraktion pur unter Wasser und hat mir schon des Öfteren den ein oder anderen dicken Fisch beschert. Die Ruten liegen gut dachte ich mir und verzog mich zufrieden in das Innere meines Autos.

 

Doch lange sollte ich nicht ungestört bleiben – nach gerade mal einer halben Stunde rannte die Rute mit der Paste los…Ein Fisch von knapp 12 Kilo war das Resultat nach einem guten Kampf. „Gar nicht mal schlecht – instant am neuen Platz dachte ich mir.“ Die Nacht verlief weitestgehend ruhig – ein paar einzelne Pieper auf beiden Ruten signalisierten mir, dass die Krebse wieder aktiv sind die es hier zuhauf gibt. Es dämmerte bereits und ich war schon im Begriff aufzustehen um mich fertig zu machen für den anstehenden Samstagsdienst, als mein linker Carp-Sounder Super IT einen langsamen, aber gleichmäßigen Biss signalisierte. Ich sprang aus meinem Bett, spurtete zur Rute und nahm den Fisch auf. Wuchtige Fluchten, keine Kopfschläge und eine konstant gleichbleibende Tiefe kündigten schon einen besseren Fisch an und mir huschte bereits im Drill ein Lächeln übers Gesicht.

 

Knapp 20 Minuten später schlossen sich die Maschen meines Keschers um den langen Leib des Fisches. Ein nussbrauner Spiegler mit apfelscheiben großen Schuppen war das Resultat dieser schnellen Nacht. Was für ein Fisch! Ich war absolut happy – nur wer konsequent auch noch so kleine Zeitfenster am Wasser nutzt, kann erfolgreich sein. Ich wünsche euch eine tolle Zeit mit tollen Erinnerungen, dicken Fischen und schönen Momenten am Wasser!

 

 

Michael Seitz

 

Team FlAroLi

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